Wissenschaftliche Trends

Back to the roots
Die Gemeinschaftstagung der schweizerischen-, deutschen- und österreichischen Gesellschaften für Implantologie am 29.11-01.12.2012 in Bern war ein Highlight bezüglich Themenstellung und der Auswahl von internationalen Spezialisten. Besonders interessant war die Fragestellung: Wann ist es sinnvoll einen stark geschädigten Zahn etwa durch Wurzelbehandlung und / oder Parodontale Chirurgie zu erhalten, oder ist es besser, zu implantieren? Ist die Langzeitprognose für Implantate in jedem Fall besser? Was passiert mit dem Knochen nach Mißerfolgen? Sehr interessant war auch die Einschätzung, daß Implantate auch in einem Mund mit starker Parodontitis eine normale Prognose haben, vorausgesetzt die Parodontitis wird behandelt und der allgemeine Knochenabbau insgesamt gestoppt. Auch der Vergleich der 3D Navigationssysteme ( Zechner ) war äußerst interessant => Sicat
Völlig neue Horizonte zeigte Prof. Isao Ishikawa ( Tokio ) mit Stammzellenverankerung künftiger Implantate im Knochen auf.
Vom 01.11.- 03.11.2012 fand die zweite Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie in Leipzig statt. Einen breiten Raum nahm die Rolle von Calziumhydroxyd als Medikament bei Wurzelbehandlungen ein. Dieses Standardmedikament der letzten 10 Jahre wird verdächtigt, für alle möglichen Komplikationen verantwortlich zu sein. Sehr beeidruckend waren die Vorträge von Prof. Arx ( Bern ) über Diagnostik vor Wurzelspitzenresektionen und von Prof. von Waes ( Zürich ) zur Revaskularisation
( Wiederherstellung des Zahnnervs ) bei Unfallpatienten. Prof. Löst ( Tübingen ) untersucht das gehäufte Auftreten von Längsfrakturen bei wurzelbehandelten Zähnen. Bislang ist ein einziger als Verursacher aber nicht eingrenzbar. Prof. Ove Petersen (San Francisco)zeigte mit seinem Ausblick auf in Entwicklung befindliche Techniken spannende zukünftige Therapiemöglichkeiten auf. Die Vorträge von Thomas Clauder ( Hamburg ) und Dr. Johannes Marte ( Heidelberg ) beschäftigten sich dagegen ganz praxisorientiert mit den Möglichkeiten und Grenzen der Zahnrettung mittels MTA ( Mineral Trioxide Aggregate )


CMD Symposium der Dentalschool Tübingen am 10.11.2012
Prof. Rainer Hahn zeigte völlig neue Therapiemöglichkeiten für Patienten mit Kiefergelenks- und Muskulaturproblemen auf. Insbesondere der chronologische Behandlungsplan, der pharmakologische- und physiotherapeutische Therapieansätze mit einer stark modifizierten Schienentherapie kombiniert, überzeugte. Auch die präzise Zuordnung der geschilderten Beschwerden zu einzelnen Muskelgruppen habe ich bislang in dieser Perfektion noch nicht erlebt. Insgesamt ein Lichtblick für Patienten mit diesem vielleicht am Schwierigsten zu lösenden Problem in der gesamten Zahnmedizin.


Der größte Europäische Implantologiekongress der DGI in Kooperation mit der ÖGI und SGI in Dresden befasste sich mit dem Thema „60 Jahre Osseointegration“. Im Fokus standen insbesondere computergestützte 3-D- navigierte Implantationsmethoden, die eine exakte Übertragung von Computersimulationen mittels Bohrschablonen auf die reale Kiefersituation zulassen. Der Vorteil liegt darin, dass oft auf das Öffnen des Zahnfleisches verzichtet werden kann. Das ist nicht nur schmerzärmer, sondern erhält auch die aus dem Bindegewebe hervorgehende Blutversorgung des Kieferknochens. Die Präzision der vorher bestimmten Implantatsituation wurde mit Werten zwischen 0,1 und 0,9 mm nachuntersucht. Diese excellenten Werte decken sich mit meinen subjektiven Erfahrungen (Siehe SICAT).
Bemerkenswert war auch der Vortrag von Prof. Kohal aus Freiburg, der die Marktreife von Zirkonoxydkeramikimplantaten untersucht hat. Sein Resümee: Keines der von ihm untersuchten Keramikimplantatsystemen sei derzeit als marktreif einzustufen. Das steht im krassen Gegensatz zur Werbung und zu den exzellenten Ergebnissen mit Titanimplantaten.
Ebenfalls sehr interessant und für Insider überraschend waren Studien, die sich mit der 10- Jahres- Prognose von extrem kurzen Implantaten beschäftigten. Ergebnis: Es gibt kaum einen Unterschied zwischen langen und kurzen Implantaten, speziell die Hebelwirkung scheint, anders als beim natürlichen Zahn, kaum Auswirkungen zu haben.